Wie es mit der Kirchengemeinde weitergeht

Unsere Kirchengemeinde Konstanz steht vor einem Scheideweg. Was hinter uns liegt, ist endgültig vorüber. Damit meine ich die Zeiten, in denen die Hauptgottesdienste in unseren Kirchen gut besucht waren, ein reges Leben an Gruppen und Kreisen in den Gemeindehäusern stattfand, und es eine ausreichende finanzielle Haushaltsgrundlage gab.
Die Realität sieht heute so aus: Die Gemeindegliederzahlen sind stark gesunken, die Kirchensteuermittel haben entsprechend stark nachgelassen, die Bedürfnisse der Gemeindeglieder haben sich aufgefächert. Neben den traditionellen Gottesdienst- und Gruppen-Angeboten sind andere Formate gefragt – Band statt Orgel, Open-Air statt Kirchendach, interaktive Beteiligung statt passivem Zuhören.
Das legt es nahe, weder auf das eine noch auf das andere zu verzichten und z.B. mehrere kleinere Formate für zielgerichtete Angebote nebeneinander zu haben.
Daneben ist es unbestreitbar, dass sich immer mehr Menschen nicht mehr mit unserem christlichen Glauben verbunden fühlen. Das ist eine dramatische, sehr schmerzhafte Entwicklung. Es führt dazu, dass deutlich weniger Kinder getauft, weniger Jugendliche konfirmiert, weniger Paare kirchlich getraut und weniger Verstorbene
kirchlich bestattet werden. Dem können wir begegnen, indem Gottesdienste in außergewöhnlicher Form möglich sind, wie z.B. Taufen im Bodensee oder Trauungen im Weinberg. Oder indem z.B. die Jugendarbeit sich in einem größeren Radiusvernetzt, über mehrere Stadtteile hinweg, und so größere und vielseitigere Gruppen zusammenkommen.
So sind wir als Pfarrerin und Pfarrer, als Diakone und Kirchenmusiker, als Älteste und Gruppenleitungen dabei, uns inhaltlich umzuorientieren und neue Quellen für unsere Gemeindearbeit zu suchen und zu finden.
Vor handfesten Entscheidungen stehen wir aktuell in unserem Gebäude-Management. Jede unserer bisherigen Pfarreien - die Kreuz-Gemeinde, die Luther-Gemeinde, die Petrus-
Paulus-Gemeinde – müssen mindestens ein Gebäude aus der Finanzierung durch die Kirchenleitung herausnehmen, d.h. es auf „rot“ oder „gelb“ stellen, und später entscheiden, ob die Kirchengemeinde es ganz aus eigenen Mitteln unterhalten kann, oder ob es abgegeben werden muss.
Unsere Rahmenbedingungen sind die Finanzierungs-Möglichkeiten, die baulichen Notwendigkeiten und die Nutzungs-Optionen.
Es ist eine schwierige Sache, ein gutes Gleichgewicht zu finden zwischen all den Kriterien, die wir zu berücksichtigen haben. Jedes einzelne unserer Gebäude liegt uns am Herzen und hat seinen besonderen Charme. Doch es wird darauf hinauslaufen, dass sich die Kirchengemeinde von dem einen oder anderen wird trennen müssen. Das wird in einem Votum
des Kirchengemeinderates zusammengefasst und durch den Bezirkskirchenrat beschlossen und an die Kirchenleitung weitergeleitet.
Die Gebäude-Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, führen jedoch NICHT dazu, dass Gottesdienste, Gruppen und Kreise heimatlos werden. In den verbleibenden Gebäuden werden, vielleicht auch durch Umbaumaßnahmen, neue Räume geschaffen für alle Angebote, die zur Zeit bestehen. Das fordert von uns ein Umorientieren, aber es ist kein „Abwirtschaften“, bei dem wir von dem, was wir jetzt machen, etwas aufgeben müssten. Die Quelle unseres Gemeindelebens sind Gottes Geist und unser kreativer Glaube; nicht Steine und Wände – das macht mich trotz allem zuversichtlich in der Hoffnung auf den Beistand des Heiligen Geistes.


Vorsitzende der Kirchengemeinde Konstanz
Christine Holtzhause